Elegant liegt es vor mir auf dem hölzernen Schneidebrett: mein Shun-Santoku-Messer aus Japan. 18 Zentimeter lang, gefertigt aus 32 Lagen rostfreiem Damaszener-Stahl, der Griff aus Pakkaholz. «Santoku» ist japanisch und bedeutet «drei Tugenden», die für Gemüse, Fleisch und Fisch stehen. Denn ein solches Messer gleitet durch Rüebli, Pouletbrüstli oder Hecht wie durch weiche Butter.
Mich faszinierten Messer schon als Kind. Ich kann mich erinnern, wie ich im Alter von fünf Jahren nach dem Kinobesuch von Arielle, die Meerjungfrau im Luzerner Waffenladen Stampfli mein erstes kleines Sackmesser von Victorinox geschenkt bekam. Später bestaunte ich oft das Offizierssackmesser meines Vaters, mit den unzähligen Klingen und Funktionen. Mit zehn Jahren bekam ich dann das erste grössere Messer geschenkt. Der Griff war aus Horn gefertigt, die Klinge über zehn Zentimeter lang. Ich übte mit ihm das Werfen auf Bäume.
Die Faszination für Messer habe ich bis heute nicht verloren. Doch Klinge ist eben nicht gleich Klinge. Mich interessieren nur gute und dementsprechend auch teure Messer. So wie das Shun-Santoku, das etwas über 200 Franken kostet. Dieses Messer lässt sich problemlos nachschleifen und bleibt so für eine halbe Ewigkeit scharf. Auch meine anderen Messer sind von guter Qualität und so robust, dass sie mich überleben werden. Von wie vielen Gegenständen kann man das heute noch sagen?
Mich fesseln Messer auch aufgrund ihrer Einfachheit. Im Grunde sind sie nichts weiter als gut geschliffener Stahl. Und doch sind sie für mich so wichtig wie für andere das neuste und teuerste Smartphone. Mit dem Unterschied, dass das Smartphone in der Regel irgendwann kaputt geht. Ein gutes Messer aber kann zu einem treuen Begleiter werden, wenn man es mit Bedacht auswählt. Sie werden an diese Worte denken, sollten Sie das nächste Mal eine Tomate mit einem billigeren Messer schneiden – oder besser gesagt: in Stücke quetschen.