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Freitag, 07. Juli 2017

Was in einer Autowaschanlage vor sich geht, entspringt nur meiner Vorstellungskraft: Grosse Reinigungsbürsten mühen sich mit viel Nass am Fahrzeug ab, danach wedeln irgendwelche hängenden Lappen über das Auto, und am Ende kommt ein XXL-Gebläse und macht alles trocken. Das ist das, was ich sehe, wenn ich einen Blick in die Waschanlage werfe, die sich unmittelbar hinter meinem Arbeitsort befindet. Interessant ist das nicht. Dafür aber das, was vor und nach der Reinigung um das Gebäude herum geschieht. Egal ob Schneefall, Kälte oder Regen: Laufe ich dort vorbei, wo die glänzenden Autos ausgestossen werden, riecht es immer, wirklich immer, nach Sommer. Es ist kein wohlriechender Duft, sondern eher so, wie es in einem Hitzesommer im Hafen von Odessa oder Marseille riecht: ein bisschen muffig, ein bisschen frisch, jederzeit stickig.

 

Im Winter bleibe ich manchmal beim Vorbeigehen stehen, mein Gesicht im Duftzug. Und im Sommer schaue ich manchmal so wimmelbuchmässig von einer Bank aus zu, was alles läuft. Ich mag es, wenn Männer, gar nicht mehr so jung, ihre Autos mit Lappen polieren, auf die sie ihre eigenen Initialen haben sticken lassen. Dabei wird der Platz vor der Waschanlage zu einem Ort der Zärtlichkeit: Hier werden Rückspiegel zwischen Frottélappen minutenlang gerieben, letzte Seifenspuren sorgfältig von der Tür und den Felgen poliert oder mit dem langen Saugrohr Staubkörner aus dem Autoinnenraum entfernt. Und einmal, ich schwöre, sah ich drei Frauen im Niqab neben einem Geländewagen stehen. Sie schauten zu, wie ihr Fahrer mit einem pinkfarbenen Tuch die Frontscheibe reinigte.