Ein weiblicher Körper in einer Steingrube, die Arme liegen eng an, die Beine und Füsse sind ausgestreckt – mit einer gewissen Spannung. Ist sie tot? Nein. Sie ist lebendig wie die Blumen, die auf ihrem Körper blühen.
Was ich sehe, ist die Sehnsucht und das Geheimnis einer alten analogen Fotografie. Eine seltsame Magie geht von ihr aus: Die Natur wird als Symbol künstlich erzeugt und eingefangen, Zeit und Geschichte verschmelzen auf eigentümliche Weise.
Warum liegt diese nackte Frau in einer offenen, grabähnlichen Mulde, besteckt mit Blumen, als würden diese aus ihr herauswachsen? Ihre Lebensenergie ist spürbar. Zwischen ihren Beinen und aus ihrer Vulva spriessen weisse Blumen. Aus ihrem Innersten entspringt das menschliche Leben.
Als ich das Bild vor vielen Jahren zum ersten Mal sah, vermutete ich dahinter eine künstlerische, ja vielleicht auch performative Arbeit – und eine feministische Künstlerin.
Ana Mendieta stammt aus Kuba und wurde 1961 mit zwölf Jahren mit einem Programm der katholischen Kirche zusammen mit ihrer Schwester nach Iowa gebracht. Sie starb bereits mit 36 Jahren in New York, nach einem Sturz aus dem 34. Stockwerk. Die Umstände ihres Todes sind ungeklärt.
Mendieta hat ihre Performances mit Film und Fotografie festgehalten. So auch die Arbeit «Flowers on Body», die 1973 in Yagul, einer Grabstätte der Zapoteken in Mexiko, entstand.
Für mich verkörpert die Fotografie die weibliche Energie und Kraft, aber auch die Regeneration. Aus dem Tod erwächst neues Leben. Die Darstellung von Erde und Körper als einer Einheit, die physische und spirituelle Verbindung zwischen den beiden.
Die tiefere Beschäftigung mit der Arbeit von Mendieta lässt mich darüber nachdenken, wie oft im Leben Leid und Fröhlichkeit nahe beisammenliegen.
Ana Mendieta setzt sich selbstbewusst mit urzeitlichen Ritualen auseinander, die – anders als im Christentum und in anderen Weltreligionen – die weibliche, lebensspendende Kraft feierten. Als Feministin fühle ich mich stark mit ihrer Kunst verbunden.
Lauren Wildbolz ist Unternehmerin und Pionierin der veganen Küche. Nach einigen Jahren als Tauchlehrerin schloss sie ihr Kunststudium an der Hochschule der Künste in Zürich ab. 2010 eröffnete sie in Zürich das erste vegane Restaurant der Schweiz. Heute schreibt sie Kochbücher und tritt auf Podien und im Fernsehen auf. In ihrer Arbeit setzt sich Lauren Wildbolz mit Food-Waste und einer gewaltfreien Ernährung auseinander.