Der ehrliche Klappentextbref+

«Hast du Nein gesagt?» von Miriam Suter und Natalia Widla

Politikerinnen weibeln derzeit für eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. Während das Parlament verschiedene Vorschläge debattiert, versucht ein neues Buch die Thematik ganzheitlich zu beleuchten.
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Autorin: Vanessa Buff
Freitag, 21. April 2023

Eine junge Touristin besuchte 1903 die US-­Metropole New York. Als ein Fremder sie in ­einer Postkutsche belästigte, setzte sie sich mit einer Hutnadel zur Wehr. In der Folge entbrannte eine hitzige Debatte, wie die Genderforscherin Franziska Schutzbach in ihrem Vorwort zum Buch «Hast du Nein gesagt?» schildert: Hier diejenigen, die sich für das Recht der Frauen auf Selbstverteidigung einsetzten, dort diejenigen, welche die Männer in Gefahr sahen und die Länge von Hutnadeln regulieren wollten.

Schutzbach illustriert mit dieser Anekdote etwas, auf das die beiden Autorinnen Miriam Suter und Natalia Widla in ihrem Buch immer wieder zurückkommen – und das die Debatte um sexuelle Gewalt bis heute prägt: die Täter-Opfer-Umkehr, auch victim blaming genannt. Gemeint ist damit, dass Opfer zu wenig geschützt, ja manchmal sogar als Täterinnen dargestellt werden. Das kann so weit gehen, dass ihnen eine Mitschuld an der Gewalttat gegeben wird – etwa indem angedeutet wird, eine Frau habe einen zu kurzen Rock getragen.

Den beiden Autorinnen geht es darum aufzuzeigen, wie solche klischeehaften Vorstellungen den Umgang mit Opfern sexueller Gewalt beeinflussen. Dazu gliedern sie ihre Recherche in drei Bereiche: die Polizei, die Opferberatungsstellen sowie das Recht. Jeder Teil wird durch einen Erfahrungsbericht eingeleitet, in dem eine Frau teilweise sehr explizit einen erlebten Übergriff beschreibt. Darauf folgen Interviews mit Expertinnen sowie einige Hintergrundfakten.

Die Fragen an die Expertinnen lesen sich gröss­tenteils wie Rechercheinterviews. Das sind Gespräche, die Journalistinnen führen, um Hintergrundinforma­tionen zu erhalten oder in ein Thema einzusteigen. Anschliessend werden die Aussagen in der Regel gefiltert und in eine lesbare Form gebracht. In Gänze abgedruckt werden Rechercheinterviews selten – zu gross ist der Beifang an kaum verwertbaren Informationen.

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