Leichte Sprache*

«Endlich ist der Sommer da!»

Übersetzung von Strophen aus Paul Gerhardts Sommergedicht «Geh aus, mein Hertz, und suche Freud» von 1653.
Die Seite wurde Ihrer Lesezeichenseite hinzugefügt. Klicken Sie auf das Menüsymbol, um alle Ihre Lesezeichen anzuzeigen. Die Seite wurde von Ihrer Lesezeichenseite entfernt.
Freitag, 11. Juni 2021

Hier kommt ein Gedicht von Paul Gerhardt.
Paul Gerhardt ist ein bekannter Dichter.
Er hat vor langer Zeit gelebt.
In dem Gedicht schreibt er über den Sommer.
Und er schreibt über seinen Glauben.
Am Anfang spricht er zu einem guten Freund.

1. Geh aus / mein hertz / und suche freud
In dieser lieben sommerzeit
An deines Gottes Gaben:
Schau an der schönen gärten zier,
Und siehe / wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

Endlich ist der Sommer da!
Das ist eine schöne Zeit.
Jetzt musst du unbedingt rausgehen.
In der Natur sein macht jetzt viel Spass.
Gott hat alles schön gemacht.
Und alle Pflanzen blühen.
Schau dir die Gärten an:
Sie haben sich für uns so schön gemacht.

2. Die bäume stehen voller laub /
Das erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen kleide.
Narcissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an /
Als Salomonis seyde.

Die Bäume sind jetzt ganz grün.
Auch die Felder sind grün.
Und nicht mehr so kahl wie im Winter.
Überall blühen die Blumen.
Zum Beispiel die Narzissen.
Oder die Tulpen.
Das sind zwei Blumen-Sorten.
Die haben besonders schöne Farben.
Noch schönere Farben als die Kleider von Salomo.
Salomo heisst ein König in der Bibel.
Er hat in dem Land Israel gelebt.
König Salomo war sehr reich.
Und er hat immer besonders schöne Kleider getragen.

6. Die unverdrossne bienenschaar
Fleucht hin und her / sucht hie und dar
Ihr edle honigspeise.
Des süssen weinstocks starcker saft
Bringt täglich neue stärck und kraft
In seinem schwachen reise.

Überall fliegen die Bienen herum.
Sie suchen fleissig nach Blüten.
Aus den Blüten holen die Bienen
den Nektar.
Daraus machen sie dann Honig.
Das ist etwas ganz Feines.
Im Sommer sind auch die Trauben
bald reif.
Sie schmecken schon ganz süss.
Die Trauben sind aber nicht zum
essen da.
Daraus machen die Bauern Wein.

7. Der weitzen wächset mit gewalt /
darüber jauchzet jung und alt /
Und rühmt die grosse güte
Des / der so überflüssig labt /
Und mit so manchem gut begabt
Das menschliche gemüthe.

Der Weizen wächst wie verrückt.
Daraus machen die Bäcker Brot.
Das ist ein wichtiges Lebens-Mittel.
Die Menschen freuen sich über so
viel Weizen.
Sie können dann viele Brote backen.
Und haben immer zu essen.
Die Menschen danken Gott für den Weizen.
Gott hat den Weizen für sie gemacht.
Und auch viele andere Lebens-Mittel.
Denn die Menschen sollen zu essen haben.
Hier kommt die zweite Hälfte von
dem Gedicht.
Der Dichter spricht jetzt von sich selbst.

8. Ich selbsten kan und mag nicht ruhn,
Des grossen Gottes grosses thun
Erweckt mir alle Sinnen /
Ich singe mit / wenn alles singt /
Und lasse / was dem Höchsten klingt /
Aus meinem hertzen rinnen.

Auch ich kann nicht mehr still sitzen.
Ich muss jetzt unbedingt nach draussen.
Gott hat alles so schön gemacht.
Ich möchte alle Pflanzen anschauen.
Und alles riechen und schmecken.
Darum singe ich vor Freude.
Und ich danke Gott für alles.

9. Ach denk ich / bist du hier so schön /
Und lässt dus uns so lieblich gehn
Auf dieser armen erden /
Was wil doch wol nach dieser welt
Dort in dem vesten himmelszelt
Und güldnem schlosse werden.

Wegen Gott haben wir es hier so schön.
Und wegen Gott geht es uns so gut.
Und wenn wir einmal tot sind?
Dann wird es vielleicht noch viel schöner.
Dann kommen die guten Menschen
zu Gott.
Gott wohnt im Himmel.
Dort steht ein goldenes Schloss.

10. Welch hohe lust / welch heller schein
Wird wol in Christi garten sein /
Wie muss es da wol klingen /
Da so viel tausent Seraphim
Mit unverdrossnem mund und stimm
Ihr Alleluja singen.

Im Himmel hat Gott einen grossen Garten.
Dort sieht es ein bisschen aus wie
in der Natur.
Nur noch viel schöner.
Alles leuchtet ganz hell.
Und im Garten sind ganz viele Engel.
Ungefähr so viele wie bei einem Konzert.
Alle Engel loben Gott.
Und singen die ganze Zeit Halleluja.
Das klingt toll.

11. O wär ich da! o stünd ich schon /
ach süsser Gott / für deinem thron /
Und trüge meine palmen:
So wolt ich nach der Engel weis
Erhöhen deines Namens preis
Mit tausentschönen psalmen.

Am liebsten wäre ich jetzt schon
bei Gott.
Wenn ich einmal bei Gott bin:
Dann mache ich es wie die Engel.
Ich halte einen Palmen-Zweig in
der Hand.
Und ich lobe Gott.
Und singe auch die ganze Zeit Halleluja.

12. Doch gleichwol wil ich / weil ich noch
Hier trage dieses leibes joch /
Auch nicht gar stille schweigen /
Mein hertze soll sich fort und fort /
An diesem und an allem ort
Zu deinem lobe neigen.

Aber ich kann jetzt noch nicht zu Gott.
Und mit den Engeln Halleluja singen.
Denn ich lebe noch.
Und habe einen Körper aus Fleisch
und Blut.
Das ist manchmal schwer.
Ich will aber auch nicht ganz still sein.
Darum singe ich jetzt schon ein bisschen für Gott.
Und lobe ihn so oft wie möglich.

14. Mach in mir deinem Geiste Raum /
Dass ich dir werd ein guter baum,
Und lass mich wol bekleiben /
Verleihe / dass zu deinem ruhm
Ich deines gartens schöne blum
Und pflantze möge bleiben.

Ich wünsche mir von Gott:
Dass er meinen Glauben stark macht.
Und er immer tiefer wird.
So wie die Wurzeln von einem Baum.
Dann erzähle ich allen Menschen von meinem Glauben.
Und ich erzähle ihnen von Gott.
Und Gott kann sich darüber freuen.

* Religionen und Theologie tun sich oft schwer, ihre Botschaft in einfache Worte zu fassen. Die leichte Sprache leistet Übersetzungshilfe: Sie macht Schwieriges verständlich. Das ist manchmal auch entlarvend.

  • N° 5+6/2021

    CHF17.00
    In den Warenkorb