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Es ist einer dieser Buchtitel, die mit ihrer Widersprüchlichkeit faszinieren und sich so im Hirn festkrallen: «Die Zukunft der Toten» – was damit wohl gemeint ist? Man beginnt gespannt zu lesen, obwohl man denkt: Tote haben keine Zukunft, ihre Seelen vielleicht. So schwebt dieser Titel beim Lesen des Buches leise und doch hartnäckig über einem wie das Surren einer Drohne.
Im Klappentext steht, dass die Autorin von «realen und fantastischen Begegnungen mit dem Tod» erzähle. Tatsächlich leistet Sabine Haupt, geboren 1959 in Giessen und seit 1980 am Genfersee lebend, weit mehr. Die Professorin für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Fribourg bietet in ihrem dritten Erzählband ein breites Spektrum an vielschichtigen und unterschiedlich erzählten Geschichten.
In «Märchenstunde» beschreibt Haupt das Sterben eines Menschen aus zwei Perspektiven. Die Sterbende fragt sich, inmitten der Geräusche von knallenden Türen, der Anweisungen gebenden Ärztin und all der medizinischen Geräte: «Darf man nicht mal in Ruhe sterben? Wozu die Hektik?» Beschrieben wird aber auch die Unsicherheit der am Totenbett wartenden «Flüstergemeinde», die sich fragt, wie lange es wohl noch «gehe», dann: «Schscht! – leise, sie könnte dich hören».
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