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«Die katholische Kirche ist selber wie eine kaputte Fabrik»

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Freitag, 06. Oktober 2023

Übersetzung von Auszügen aus dem Aufsatz «Konversionsflächen: Kirche bekehrt sich auf urbanem Neuland» von Christian Bauer, publiziert in: «Feinschwarz – theologisches Feuilleton», 2023.

Industrie-, Militär- und Verkehrsruinen sind heute oft urbanistische Hotspots. Christian Bauer fragt: Könnten sie auch Orte einer kirchlichen Selbstbekehrung sein? Ein theologischer Ortstermin auf dem Würzburger Hubland.

In grossen Städten wird viel gebaut.

Alte Häuser werden abgerissen.

Neue Gebäude entstehen.

Zum Beispiel für Wohnungen.

Oder für Büros.

Die Regierung von der Stadt muss alles gut planen.

Damit die Menschen sich in der Stadt wohlfühlen.

Dafür gibt es Stadt-Planer.

Das ist ein spezieller Beruf.

Stadt-Planer überlegen:

Wie soll die Stadt in Zukunft aussehen?

In manchen Städten gibt es unbenutzte Flächen.

Dort wohnt niemand mehr.

Zum Beispiel kaputte Fabriken.

Oder alte Gebäude vom Militär.

Das ist für Stadt-Planer besonders interessant.

Dort gibt es viel Platz zum Bauen.

Die Stadt-Planer können viel ausprobieren.

Und über neue Ideen nachdenken.

Damit die Menschen einmal gern hier leben.

Christian Bauer ist katholischer Theologe.

Er hat sich gefragt: Vielleicht kann die Kirche von den Stadt-Planern lernen?

Die katholische Kirche ist selber wie eine kaputte Fabrik.

Auch in der katholischen Kirche muss Neues entstehen.

Darum ist Christian Bauer nach Würzburg gefahren.

Würzburg ist eine Stadt in Deutschland.

In Würzburg gibt es alte Gebäude vom Militär.

Das hat Christian Bauer dazu aufgeschrieben:

Der Konversionsbegriff ist doppeldeutig: In städteplanerischem Sinn bedeutet er die Verwandlung eines urbanen «Nicht-Ortes» in einen lebenswerten Platz, in theologischem Sinn jedoch ein individuelles Bekehrungserlebnis – und ein solches ist auch einer Kirche verheissen, die sich beherzt und umkehrbereit auf den synodalen Weg ihrer eigenen Selbstevangelisierung macht. Metaphorisch gesprochen: Kirche muss nach dem Untergang der pastoralen Schwerindustrie als fordistische Heilsfabrik institutionell und spirituell abrüsten. Am Ende der schweren Moderne könnten auf dem Brachland postindustrieller Glaubensruinen dann so etwas wie offene Heilsbrachen entstehen, die erste Pionierpflanzen anziehen und sich nach und nach in Biotope nachwachsenden Lebens verwandeln.

«Hubland» heisst ein Teil von der Stadt Würzburg.

Früher haben dort Soldaten aus den Vereinigten Staaten gelebt.

Vor ein paar Jahren sind die Soldaten weggegangen.

Die Gebäude vom Miltär standen dann leer.

Und das Land blieb ungenutzt.

Die Regierung von der Stadt Würzburg hat gesagt:

Wir wollen an diesem Ort einen tollen Stadt-Teil bauen.

Auf dem Hubland soll wieder viel los sein.

Viele Menschen sollen hier leben.

Alles soll möglich sein:

– Wohnen.

– Arbeiten.

– Lernen.

– Die freie Zeit geniessen.

Das ist auch für die katholische Kirche interessant.

In der katholische Kirche muss sich auch viel ändern.

In den vergangenen Jahren ist dort Schlimmes passiert.

Kirchen-Männer haben Kinder missbraucht.

Sie haben die Kinder berührt.

Oder sogar Sex mit ihnen gehabt.

Das hat die Menschen in Deutschland wütend gemacht.

Viele Menschen sind aus der katholischen Kirche ausgetreten.

In der katholischen Kirche gibt es aber noch mehr Probleme.

Zum Beispiel dürfen die Frauen zu wenig mitbestimmen.

Darum haben die Katholiken in Deutschland gesagt:

Wir müssen uns treffen.

Und über Veränderungen in der katholischen Kirche reden.

Die Menschen sollen wieder Vertrauen zur Kirche haben.

Dafür muss die Kirche aber viele Dinge anders machen.

Die Chefs von der Kirche müssen wieder mehr an die Botschaft von Jesus Christus glauben.

Und nach dieser Botschaft leben.

Früher hat die katholische Kirche viel Macht gehabt.

Die Menschen haben auf die Kirche gehört.

Heute ist das nicht mehr so.

Viele Menschen in Deutschland sind nicht mehr religiös.

Darum muss die katholische Kirche bescheidener werden.

Sie muss auf die Menschen zugehen.

Und sie muss ihnen besser zuhören.

Dann kann auch in der Kirche etwas Neues entstehen.

Auf einem ehemaligen Gebiet der US Army ( … ) betritt das vom Bistum Würzburg in pastoralplanerischer Weitsicht finanzierte Forschungsprojekt «Kirche am Hubland – ein urbanes Pionierprojekt» entsprechendes theologisches Neuland. Eine multiprofessionelle Forschungsgruppe sucht nach Formen einer alternativen Präsenz von Kirche in diesem florierenden Stadtteil. Neben theologischen Ressourcen kommen dabei auch sozialgeographische, kulturwissenschaftliche und gestalterische Methoden ( … ) zum Einsatz. Solchermassen explorative Theologie leistet nicht nur einen Beitrag zur Zukunftsgestalt einer sich transformierenden kirchlichen Weltpräsenz, sondern auch zur raumsensiblen Weiterentwicklung von praktisch-theologischen Diskurswerkzeugen.

Aber wie soll diese neue Kirche aussehen?

Das will das Bistum Würzburg herausfinden.

Ein Bistum ist ein Gebiet von der katholischen Kirche.

Das Bistum hat Wissenschaftler in den Stadt-Teil Hubland geschickt.

Die Wissenschaftlerinnen sollen untersuchen:

Was erwarten die Menschen in einem modernen Stadt-Teil von der Kirche?

Und: Wie kann die Kirche im Hubland für die Menschen da sein?

Die Wissenschaftler haben verschiedene Methoden angewandt.

Methode bedeutet: Ein bestimmtes wissenschaftliches Vorgehen.

Zum Beispiel haben sie untersucht:

Wie soll ein Kirchen-Raum im Stadt-Teil Hubland aussehen?

Damit er zu den Menschen dort passt.

Dazu haben sich die Wissenschaftlerinnen überall umgeschaut.

Und sie haben mit den Menschen gesprochen.

Daraus kann die katholische Kirche viel für die Zukunft lernen.

Auch für Theologen ist das wichtig.

Theologen sind Wissenschaftler.

>Sie denken über Gott und den Glauben nach.

Und über die Rolle von der Kirche.

Theologen können vom Hubland lernen:

Die Kirche muss sich an die Menschen anpassen.

Früher hat die Kirche grosse Gebäude gebaut.

In einem modernen Stadt-Teil ist das aber keine gute Idee.

Viele Menschen dort sind nicht mehr religiös.

Darum muss sich die Kirche etwas anderes überlegen.

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