Der Mensch, der sich immer mehr wie ein Fremder im eigenen Leben fühlt: Hartmut Rosas Blick auf die Gegenwart hätte ihn schon längst zum Pessimisten machen müssen. Doch anstatt sich mit dem Scheitern abzufinden, sucht er nach Wegen aus der modernen Malaise. So treibt ihn die Frage um, wie die Gesellschaft der Unruhe und dem Gefühl der Beziehungslosigkeit entkommen kann. Rosas Antwort: Die Menschen müssen wieder in Berührung mit der Welt kommen, die sie umgibt. Dabei spricht er von einem Leben in «Resonanz».
Seine Gesellschaftsdiagnosen finden auch unter Theologen Beachtung. Unlängst diskutierte er an den Studientagen der Universität Fribourg mit dem Theologen Miroslav Wolf und dem Regisseur Wim Wenders darüber, wie ein gutes Leben gelingt und ob Tradition und religiöse Erfahrungen dazu beitragen können. Auch privat hat Rosa keine Berührungsängste mit Religion und Kirche: Am Wochenende pendelt der Professor Hunderte von Kilometern in sein Heimatdorf im Schwarzwald, um im Gottesdienst Orgel zu spielen. Hier schaue er als Hobby-Astronom nachts auch oft in die Sterne, sagt er beim Treffen. Das beruhige ihn.
Herr Rosa, was lernen Sie über das Leben auf der Erde, wenn Sie nachts in die Sterne schauen?
Ehrlich gesagt, nichts. Aber es ist doch interessant, dass es noch immer die Idee gibt, dass unser Charakter mit dem Universum in Verbindung steht.
Sie meinen die Sternzeichen?
Ja, überall findet man heute noch Horoskope, dabei gibt es keine valide naturwissenschaftliche Erklärung, warum die Sterne auf unser Verhalten Einfluss haben sollten.
Wie erklären Sie sich das?
Horoskope stiften offenbar irgendwie einen Sinn. Es ist ein beruhigender Gedanke: Mein Innerstes, mein Schicksal, mein Leben steht in einem Zusammenhang mit dem, was der Philosoph Karl Jaspers «das Umgreifende» nennt.
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