So, jetzt müsste es klappen. Wollen wir mal darauf vertrauen, dass das Aufnahmegerät uns hört…
… wenn das Gerät nicht, dann der liebe Gott.
Herr Steffensky, zusammen mit Ihrer inzwischen verstorbenen Frau Dorothee Sölle waren Sie ein Star vieler Kirchentage. Sie standen seit den siebziger Jahren für einen linken, politischen Protestantismus. Dabei haben Sie Ihren Weg einst als katholischer Mönch begonnen. Jetzt, mit 85, woran glauben Sie noch?
Es gibt ja eine Freiheit des Alters, eine fröhliche Verantwortungslosigkeit des Alters. Die Familien- und Kinderphase liegt hinter einem, die Enkel kann man folgenlos verderben. Die Heiterkeit wächst. Ich erlebe auch eine Freiheit von Skepsis. Viele theologische Fragen, die mich einmal umgetrieben haben, kann ich überhaupt nicht mehr denken. Den Unterschied Evangelisch / Katholisch schon eh nicht mehr, aber auch viel ganz Essenzielles, die Trinität etwa. In einer gewissen Weise werde ich mit dem Alter immer heidnischer.
Heidnischer?
Manchmal denke ich, dass mich vor allem die Form am Christentum hält, dass die Form stärker ist als mein Herz. Wahrscheinlich befinde ich mich in einem Zustand vergnügter Verluste. Gewisse theologische Dispute sind mir sehr fremd geworden.
…obwohl Sie viele Jahrzehnte als Professor der Theologie wirkten?
Die Erfahrung der Verluste geht natürlich auch mit einem Schmerz einher. Man sehnt sich nach der Unbefangenheit des Glaubens. Ich empfinde meinen Zustand trotzdem nicht als Qual.
Dieser Inhalt ist für Abonnent:innen des bref Magazins sichtbar.
Jetzt abonnierenHaben Sie bereits ein Abo?