Die Seite wurde Ihrer Lesezeichenseite hinzugefügt. Klicken Sie auf das Menüsymbol, um alle Ihre Lesezeichen anzuzeigen. Die Seite wurde von Ihrer Lesezeichenseite entfernt.
Illustrationen: Jannis Pätzold
Freitag, 09. Dezember 2022

Tausend tanzende Sterne

In der Dunkelheit des späten Abends ist die Warteschlange kaum zu erkennen. Nur die Vordersten, diese Glücklichen, leuchten im Spotlicht über der Eingangstür. Aufgekratzt stöckeln und stampfen sie vor dem Türsteher herum und brennen darauf, den Basstönen zu folgen, die ungehindert nach draussen dröhnen. Wir stehen hinten an, und nach einer Weile in der klirrenden Kälte lässt der Mann im schwarzen Outfit auch uns passieren. Schickt uns die steile Treppe hinunter.

Dann geht es schnell: Zahlen. Stempel aufs Hand­gelenk. Jacke abgeben. Rein ins Getümmel. Wir verlieren uns in der wogenden Menge. Ich lasse mich treiben vom Takt und dem Tempo der Musik. Merke nicht einmal, wie Zeit und Gedanken verfliegen. Spüre bloss, wie sich der Körper erwärmt, wie er leichter wird und schwebt. In diesem Kosmos mit seinen tausend Sternen. Sie funkeln überall, in allen Farben, lassen Boden, Decke und Wände verschwinden, tanzen auf meinem Shirt und in den ­Gesichtern der Menschen, die neben mir kreisen. Die Discokugel wirft ihre leuchtenden Punkte auf jede und jeden, lässt niemanden aus. Sie blendet und glitzert und dreht und dreht sich und ich drehe und drehe mich, drehe mich um sie herum, schwimme in diesem Lichtermeer, das mich erst nach Stunden wieder hinausspült, in die Dämmerung, auf die Strasse, auf den Heimweg, auf dem ich, wenn ich Glück habe, noch vor dem Ankommen der Morgensonne entgegenblinzle. hz

Dieser Inhalt ist für Abonnent:innen des bref Magazins sichtbar.

Jetzt abonnieren

Haben Sie bereits ein Abo?