Die Seite wurde Ihrer Lesezeichenseite hinzugefügt. Klicken Sie auf das Menüsymbol, um alle Ihre Lesezeichen anzuzeigen. Die Seite wurde von Ihrer Lesezeichenseite entfernt.
Freitag, 12. Juni 2020

Diese säuselnde, sanfte Stimme sprach mich an. Andere hielten das für Gewimmer, für mich war diese Musik ein Gewinn. Endlich Tiefe. Oder das, was ich als Jugendlicher eben für Tiefgang hielt. Von Gott singen, aber dabei noch cool aussehen, das war neu. Xavier Naidoo war wie eine Mischung aus Peter Hahne und Puff Daddy. Seinen Vornamen spricht man aus wie «Saviour», der Retter. Ich hätte schon deutlich früher misstrauisch werden können.

Wirklich alles war besser, als alleine zu sein in meiner Jugend. Auf dem Dorf zu den coolen Jungs zu gehören war wichtig. Ihnen wollte ich gefallen, unter ihnen wollte ich nicht auffallen. Viele Stunden verbrachte ich deshalb auf dem Bei­fahrersitz tiefergelegter Polos. Wir bretterten über die kurvigen Landstrassen der süddeutschen Pampa, immer dröhnte hinter uns eine Bassbox so gross wie die Rückbank. Meistens lief Rapmusik, das aggressive Zeug. Alle nickten wir gleichmässig zum Beat, als hätten wir keine Wahl. Drei, vier Jungs, ein Beat. Von den Texten der Rapsongs verstand ich kaum etwas, «Spasten» und «Bitches», darum muss es wohl gegangen sein. Unsere Gespräche kreisten um Girls, Grossstädte und Grossraumdiscos – alles in weiter Entfernung.

Dieser Inhalt ist für Abonnent:innen des bref Magazins sichtbar.

Jetzt abonnieren

Haben Sie bereits ein Abo?