Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! Heute werden wir über den heiligen Josef als Vater Jesu nachdenken. Die Evangelisten Matthäus und Lukas stellen ihn als Nährvater Jesu und nicht als seinen biologischen Vater dar. Matthäus bringt dies zum Ausdruck, indem er das Wort «zeugen» vermeidet (…). Vielmehr bezeichnet er ihn als den «Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird».
Dieser besondere Aspekt der Gestalt des Josef gestattet uns heute, über die Vaterschaft und die Mutterschaft nachzudenken. Und ich glaube, dass das sehr wichtig ist: heute über die Vaterschaft nachzudenken. Denn wir leben bekanntlich in einer Zeit der Verwaisung. Es ist merkwürdig: unsere Zivilisation ist etwas verwaist, und man spürt es, dieses Verwaist-Sein.
Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man. Und man wird zum Vater nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übt er ihm gegenüber in einem gewissen Sinne Vaterschaft aus. Ich denke dabei insbesondere an all jene, die sich öffnen, um das Leben anzunehmen auf
dem Weg der Adoption, die eine so grossherzige und schöne Haltung ist.
Man braucht keine Angst zu haben, den Weg der Adoption zu wählen, das «Risiko» der Annahme einzugehen. Und heute gibt es neben der Verwaisung auch einen gewissen Egoismus. Kürzlich habe ich über den demografischen Winter gesprochen, der heute herrscht: Die Menschen wollen keine Kinder haben oder nur eins und nicht mehr. Und viele Paare haben keine Kinder, weil sie keine wollen, oder sie haben nur eins, weil sie keine anderen wollen, haben aber zwei Hunde, zwei Katzen …
Ja, Hunde und Katzen nehmen den Platz von Kindern ein. Ja, man lacht darüber, das verstehe ich, aber es ist die Wirklichkeit. Und diese Verneinung der Vaterschaft und der Mutterschaft schwächt uns, nimmt uns die Menschlichkeit. Und so wird die Zivilisation älter und unmenschlich, weil man den Reichtum der Vaterschaft und der Mutterschaft verliert. Und es leidet das Vaterland, das keine Kinder hat. Jemand hat einmal etwas humorvoll gesagt: «Und wer bezahlt jetzt die Steuern für meine Rente, wo es keine Kinder gibt? Wer wird für mich Sorge tragen?» Er lachte, aber es ist die Wahrheit. Ich bitte den heiligen Josef um die Gnade, die Gewissen zu wecken und daran zu denken: Kinder zu bekommen.
* Religionen und Theologie tun sich oft schwer, ihre Botschaft in einfache Worte zu fassen. Die leichte Sprache leistet Übersetzungshilfe: Sie macht Schwieriges verständlich. Das ist manchmal auch entlarvend.