Bild: Das Glasgemälde «Begegnungen» aus dem Jahr 2007 wurde vom Luzerner Künstler Hans Erni (1909 – 2015) entworfen und in einer Manufaktur nahe Paris hergestellt. Es ist im Besitz des katholischen Stadtverbandes Zürich und im Foyer der Paulus-Akademie für die Öffentlichkeit zugänglich.
Stehe ich am Morgen im Foyer meines Arbeitsorts vor diesem Bild, dann ist da immer auch ein Moment der Überwältigung. Das hängt nicht nur, aber auch mit seinen sakralen Ausmassen zusammen: Die Glasmalerei ist drei Meter hoch und dreieinhalb Meter breit.
In der vom Schweizer Künstler Hans Erni entworfenen Welt greifen die Ereignisse im Wasser, auf der Erde und im Himmel märchenhaft ineinander, alles ist miteinander in Verbindung. Dabei sind die nahtlos aneinandergelegten Gesichter und der Händedruck unverhofft aktuell: Sie verheissen eine Zukunft, in der Nähe wieder möglich sein wird.
Früher oder später lande ich beim Auge in der Bildmitte. Mir scheint, als würde es uns Menschen mahnen, jederzeit Rechenschaft über unser Tun abzulegen. Da ist aber auch dieser sanfte, verständnisvolle Blick. Diese Lesart erkenne ich zudem in der weissen Taube, die über allem schwebt. Viele sehen in ihr das Symbol für Frieden. Ich erinnere mich aber mehr an ein Attribut aus dem Alten Orient: Dort verkörperte die Taube die zärtliche und liebesbereite Seite der altorientalischen Gottheiten.
Was für ein Start in den Tag, denke ich oft: Hoch über mir hat eine Taube ihre Flügel ausgebreitet, zugleich hat mich das Auge liebevoll im Blick. Ich fühle mich behütet.