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Jesus bändigte bekanntlich Wind und Wasser, als er mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth in einen schweren Sturm geriet. Auch deshalb ist das Sinnbild von der Gemeinde als Schiff nicht mehr aus der protestantischen Metaphorik wegzudenken. In einem der populärsten modernen Kirchenlieder, «Das Schiff, das sich Gemeinde nennt», fährt die Gemeinde auf dem Meer der Zeit. Ohne dass sich die Crew aufeinander verlassen kann und alle die ihnen zugedachten Aufgaben meistern, droht der Kahn zu kentern.
Sicher schliessen sich immer noch Menschen den christlichen Gemeinden an, um ihren Glauben zu teilen und zu stärken. Aber die Glaubenszugänge werden individualistischer, die Motive, sich in der Kirchgemeinde zu engagieren, sind eher von Hedonismus statt von Altruismus geleitet. Man geht in den Kirchenchor wie zum Yogakurs und ins Fitnessstudio. Die eigene Leistung wiegt mehr als das Gemeinschaftsbestreben: Wann sortiert der Chorleiter das brüchige Stimmchen der betagten Sängerin denn endlich aus, wo sie doch dem ehrgeizigen Projekt Weihnachtsoratorium gar nicht mehr gewachsen ist? Auch am Kuchentisch beim Kirchenkaffee ist hie und da der Wettbewerbsgedanke eingekehrt. Fast kümmerlich wirkt der einfache Sandkuchen neben der dreistöckigen Torte nach dem Rezept eines Meisterkonditors.
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