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Jesus war ein Landei. Seine Jüngerschaft bildete sich in der Provinz. Lange hatte er gezögert, nach Jerusalem zu gehen, und war entsprechend erschüttert, als die Bewohner in ihm nicht den kommenden König erkennen wollten. Seine Enttäuschung mündete in einer düsteren Prophezeiung, angelehnt an die Unheilspropheten von Amos bis Zefania, die der gottesfernen, lasterhaften Stadt ihren Untergang ankündigten.
Die Stadt gilt in der christlichen Erzählung als Sündenpfuhl, in der mindestens der sexuellen Ausschweifung, wenn nicht gar der Vielgötterei gefrönt wird. Eindringlich warnte der Landpfarrer bis weit ins 20. Jahrhundert hinein jedes Mädchen, wenn es sich in die Stadt aufmachte. Und wenn sich die junge Frau dann zu einer emanzipierten, weltoffenen Person entwickelte, konnte das in den Augen der Dorfbevölkerung nur mit dem Teufel zugegangen sein.
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