Proust

Beda Stadler 68, Immunologe

Beda Stadler ist emeritierter Professor und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Er forschte auf dem Gebiet der Allergologie und Autoimmunität. Bekannt wurde Stadler auch durch seine Interviews und Kolumnen, in denen er als Kritiker von Alternativmedizin, Esoterik und Biogemüse auftrat.
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Autor: Beda Stadler
Freitag, 05. Oktober 2018

Was wäre für Sie das grösste Unglück?

Ewiges Leben oder, falls es das gäbe, ein zweites Leben mit den gleichen Idioten wie in diesem.

Wo möchten Sie leben?

Nahe bei meinen Liebsten und mit Aussicht.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?

Wenn alle anderen ebenfalls glücklich sind und der Koch mit Liebe kocht.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?

Alle Fehler, die nicht durch Bosheit oder Eigennutz zustande kamen.

Ihre liebsten Romanhelden?

Gaston Lagaffe und Prinz Eisenherz.

Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?

Pussy Riot, selbst angezogen.

Ihr Lieblingsmaler?

Banksy.

Ihr Lieblingskomponist?

Paganini und die Beatles.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?

Trinkfestigkeit und Humor.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?

Intelligente Zweideutigkeit.

Ihre Lieblingstugend?

Wohlwollen.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Luftschlösser bauen während des Nichtstuns.

Wer oder was hätten Sie sein mögen?

Formel-1-Pilot, als ich noch schlank war. Heute, ohne italienische Küche: Adonis.

Ihr Hauptcharakterzug?

Wissensdurstig. Im wesentlichen habe ich immer recht, was mir wiederum nicht recht ist.

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Wenn sie meine Laster mit mir teilen. Zumindest sollten sie keinen Drohfinger und fast so viele Fehler wie ich haben.

Ihr grösster Fehler?

Ungeduld. Bei intelligenten Leuten kommt das allerdings nicht zum Ausdruck.

Ihr Traum vom Glück?

Südseeinsel mit Bedienung und nachts ein funktionierender Air-Conditioner.

Was möchten Sie sein?

Ich bin mit mir zufrieden.

Ihre Lieblingsfarbe?

Keine, mir wäre ein roter Himmel hinter blauem Wald recht.

Ihre Lieblingsblume?

Das waren mal alle Pflanzen, die man rauchen konnte. Heute der Kakaobaum oder die Rebe, je nach Tageszeit.

Ihr Lieblingsvogel?

Alle essbaren Vögel und lebend der Ara, obwohl man den auch essen könnte.

Die wichtigste Erfindung der letzten hundert Jahre?

Der Doppelblindversuch.

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Christopher Hitchens – schade, dass der Krebs ihn weggerafft hat.

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Strassenreiniger.

Ihre Heldinnen in der Geschichte?

Mediterrane Köchinnen. Leider haben die noch nie ein Denkmal erhalten.

Ihre liebste Filmfigur?

Laurel und Hardy.

Ihre Lieblingsnamen?

Italienische, mit Ausnahme von Benito und Silvio.

Was verabscheuen Sie am meisten?

Bosheit und Gier.

Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?

Alle die so waren, wie Donald Trump heute ist.

Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?

Die Demilitarisierung oder ein sinnvoll eingesetzter Selbstzerstörungsmechanismus.

Glauben Sie, Gott ist eine Erfindung des Menschen?

Absolut, ein Gott würde sicher nicht drei parallele Religionen schaffen, deren Anhänger sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?

Könnte ich wirklich wählen, würde ich gerne im infraroten oder ultravioletten Bereich sehen oder radioaktive Strahlung fühlen können.

Wie möchten Sie sterben?

Selbstbestimmt, weil es dann wieder so sein wird wie vor der Geburt.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

So klar und glücklich wie noch nie, meine ich.

Ihr Motto?

Carpe diem.

Der französische Schriftsteller Marcel Proust (1871—1922) antwortete in der Zeit der Pariser Salons gleich zweimal auf diese Fragen — einmal als 14jähriger, dann noch einmal mit 20. Der Fragebogen gilt als Herausforderung an Geist und Witz und stellt bis heute die grossen Fragen des Lebens.

  • N° 17/2018

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