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«Gott ruhte am siebten Tag von all seinem Werk aus, das er gemacht hatte.» So steht es in der Genesis. «Was macht denn Gott an seinem Ruhetag?» fragte mich kürzlich ein elfjähriger Junge, der diese Stelle in der Kinderbibel entdeckt hatte. «Chillt er etwa so wie wir? Schlafen geht ja wohl schlecht.» Auf meine erstaunte Nachfrage, warum denn das nicht gehe, antwortete der Junge ohne zu zögern, Gott müsse ständig über uns Menschen wachen und könne deshalb kein Auge zumachen. Selbst von meinem Einwand, dass die Schutzengel solange die Urlaubsvertretung übernehmen könnten, wollte er sich nicht überzeugen lassen. «Auf gar keinen Fall», sagte er. «So eine Auszeit wäre doch die grosse Chance des Teufels, alles wieder zu zerstören, was Gott in sechs Tagen aufgebaut hat.»
Gegen so viel Altersweisheit aus Kindermund muss man erst mal ankommen. Ich versuchte es so: «Gott muss sich nicht ausruhen. Die göttliche Kraft ist nämlich anders als unsere, unerschöpflich. Gott wollte uns mit diesem Ruhetag ein Geschenk machen. Er schenkte sich und uns eine Auszeit, in der wir ein bisschen Abstand gewinnen können von dem, was wir die Woche über so werkeln.» So ganz überzeugte ihn das noch nicht, also redete ich weiter. «Wir sollen den Ruhetag dazu nutzen, unsere Beziehung zu Gott zu überdenken, und uns vor Augen führen, wie wir die Woche über mit uns und anderen umgehen. Wenn es dieses Innehalten nicht gäbe, würden wir nur unermüdlich vor uns hin wühlen wie die Tiere.» Das leuchtete ihm schliesslich ein.
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