Katholiken, Griechisch-Orthodoxe, Lutheraner, Zwinglianer, Methodisten und wie sie alle heissen, in Sachen Diversity muss sich das Christentum nicht verstecken. Byzanz und Rom drifteten schon 1054 auseinander, Luther sagte sich 1517 vom Papst los, und Zwingli und Calvin verliessen den Club of Rome ebenfalls wenig später. Seitdem hält der Vatikan alle anderen Konfessionen für Geisterfahrer auf dem Weg, der zum Heil führt. Seine Argumentation: Jesus habe für die Einheit aller Christen gebetet und Petrus den Schlüssel zur Errichtung einer Kirche gegeben, die dann auf dem Felsen Petri in Rom zur Schaltzentrale der Macht wurde. Die anderen haben dann an ihren Kirchentüren die Schlösser ausgewechselt, damit der geschiedene Ehepartner keinen Zugang mehr zur Wohnung hat. Und doch bleiben am Ende drei Gemeinsamkeiten: die Taufe und das Abendmahl als Sakramente und der Glaube an Gott, Jesus und den Heiligen Geist. Nun ist es so, dass die evangelische Kirche Katholiken zum Abendmahl einlädt. Eine Geste, die umgekehrt – zumindest offiziell – ausgeschlossen ist. Zu unterschiedlich die Interpretation des Ritus.
Selbst die Lutheraner und Zwinglianer feiern erst wieder miteinander, nachdem die Leuenberger Konkordie 1973 den Dissens 450 Jahre nach der Reformation beendete. Und mit den Katholiken wird das noch ein bisschen länger dauern. Denn wenn Papst Franziskus von den «Geschwistern» unter den Kirchen spricht, fallen ihm erst mal nur die Patriarchen im Osten ein. Geht es nach der Glaubenskongregation, dann könne man die evangelischen Kirchen gar nicht als Kirchen im eigentlichen Sinne bezeichnen. Gelungene Ökumene aus römischer Sicht hängt also an dem Glauben, die anderen kehrten wieder reumütig heim. Die Evangelischen wiederum haben das Problem, dass sich ihre Identität über die Abgrenzung zum Katholizismus definiert. Denn wird die Ökumene bis zur Fusion vorangetrieben, kommt es insbesondere im evangelischen Reaktor zur Kernschmelze. Deshalb gibt es auch auf evangelischer Seite nicht wenige Gläubige, denen an der Ökumene trotz Lippenbekenntnissen nicht viel liegt – die Angst vor Eingemeindung und Profilverlust überwiegt. Die Katholiken wiederum wittern hinter jedem beherzten Reformvorschlag, einer schleichenden Protestantisierung zum Opfer zu fallen. Das grösste Hindernis in der Ökumene bleibt aber der Umgang mit dem Abendmahl. Im Dreissigjährigen Krieg hat man sich deswegen den Schädel eingeschlagen, eine Ökumene wäre damals also durchaus sinnvoll gewesen. Heute gilt wohl eher das Bonmot des Dichters Friedrich von Logau: «In Gefahr und grösster Not bringt der Mittelweg den Tod.»
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