Proust

Nadja Küchenmeister 35, Schriftstellerin

Nadja Küchenmeister studierte Germanistik und Soziologie in Berlin sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Ihre Gedichte wurden in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht, ihr Buch «Alle Lichter» wurde mehrfach ausgezeichnet.
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Bild: ZVG
Freitag, 14. Oktober 2016

Was wäre für Sie das grösste Unglück?

Neben dem Tod geliebter Menschen: unter einer dauerhaften Depression leiden zu müssen. Die damit verbundene Hoffnungslosigkeit erscheint mir unerträglich.

Wo möchten Sie leben?

Wo ich lebe: in Berlin.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?

Klaren Kopfes und leichten Herzens arbeiten zu können und dabei von dem Menschen geliebt zu werden, den auch ich liebe.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?

All jene, die ich auch selbst immer wieder begehe.

Ihre liebsten Romanhelden?

Viele. Unter anderem Tolstois Anna Karenina und Emanuel in den Romanen von M. Blecher.

Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?

Alle jene, die sich für das Leben anderer – ob pflegend, lehrend oder forschend – einsetzen.

Ihr Lieblingsmaler?

Viele. Liebe gerade wieder die Niederländer.

Ihr Lieblingskomponist?

Viele. Liebe gerade wieder die späten Streichquartette von Beethoven.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?

Güte, Intelligenz, Freundlichkeit, Sinnlichkeit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?

Güte, Intelligenz, Freundlichkeit, Sinnlichkeit.

Ihre Lieblingstugend?

Güte.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Lesen.

Wer oder was hätten Sie sein mögen?

Astronautin, Affenforscherin.

Ihr Hauptcharakterzug?

Positiv: nachsichtig. Negativ: ungeduldig.

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Liebe und Treue.

Ihr grösster Fehler?

Alle jene, aus denen ich nichts lerne.

Ihr Traum vom Glück?

Noch immer: klaren Kopfes und leichten Herzens arbeiten zu können und dabei von dem Menschen geliebt zu werden, den auch ich liebe.

Was möchten Sie sein?

Was ich bin: Schriftstellerin.

Ihre Lieblingsfarbe?

Blau.

Ihre Lieblingsblume?

Pfingstrose.

Ihr Lieblingsvogel?

Amsel.

Die wichtigste Erfindung der letzten hundert Jahre?

Mit Hochachtung nehme ich zur Kenntnis, was in der Biologie, der Medizin und der Weltraumforschung geleistet wurde.

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Viele. Immer wieder W. G. Sebald.

Ihre Heldinnen in der Geschichte?

All jene Frauen, die die ihnen zugeschriebene gesellschaftliche Rolle nicht länger hinzunehmen bereit waren.

Ihre liebste Filmfigur?

Zugegebenermassen Paul aus Der letzte Tango in Paris. Marlon Brando at his best.

Ihre Lieblingsnamen?

Emanuel.

Was verabscheuen Sie am meisten?

Bosheit und alles, was daraus folgt.

Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?

Despoten und Diktatoren.

Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?

Die Fähigkeit zum Rückzug.

Glauben Sie, Gott ist eine Erfindung des Menschen?

Ich glaube, dass ich das glaube.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?

Mathematisches Verständnis. Zudem wünschte ich, das Erlernen von Fremdsprachen fiele mir leichter.

Wie möchten Sie sterben?

Versöhnt mit dem, was war, und dem, was kommt. Nur: wie realistisch ist das?

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Irgendetwas zwischen Erschöpfung und Zuversicht.

Ihr Motto?

Kein Motto. Doch denke ich oft an die Verse Jesse Thoors: «Ich bin blank und bloss. Aber mein Engel ist gross. Ich bin arm und bleich. Aber mein Engel ist reich.»

Im Rahmen von «Zürich liest» findet in der Krypta des Grossmünsters am 28.Oktober um 22Uhr eine Nachtlesung mit Nadja Küchenmeister statt.

Der französische Schriftsteller Marcel Proust (1871—1922) antwortete in der Zeit der Pariser Salons gleich zweimal auf diese Fragen — einmal als 14jähriger, dann noch einmal mit 20. Der Fragebogen gilt als Herausforderung an Geist und Witz und stellt bis heute die grossen Fragen des Lebens.

  • N° 19/2016

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