Dieser Inhalt ist für Abonnent:innen des bref Magazins sichtbar.
Jetzt abonnierenHaben Sie bereits ein Abo?
Busse – das Wort klingt in heutigen Ohren nach finsterem Mittelalter: Ausgemergelte Weiblein rutschen auf wunden Knien die steinernen Treppen der Kathedralen hoch, Mönche fügen sich mit der Geissel blutige Striemen zu, Frauen und Kinder schlottern vor Angst in den Beichtstühlen, erfinden Verfehlungen, die sie gar nicht begangen haben, nur um vom gestrengen Priester Absolution zu erlangen.
Jahrhundertelang wurden die Seelen der Gläubigen im Schraubstock zwischen Schuld und Sühne eingequetscht. Dem bereiteten die Reformatoren ein Ende. Sie überantworteten die Busse fortan dem persönlichen Gewissen des einzelnen Christenmenschen. Diese Verlagerung aber machte die Bürde des Büssens nicht unbedingt leichter: Denn allein vor Gott zu stehen, ohne sich im Schutz der Gemeinde vor der Verantwortung wegducken zu können, ist nicht einfach. Man kann sich von seiner Schuld auch nicht mehr freikaufen durch ein paar Ave-Marias.
Haben Sie bereits ein Abo?