Isfahan, Ende September 2022
Es ist der falsche Moment für eine Hochzeit. Oder wie unser Fahrer sagt: «Eine heikle Zeit.» Mit dieser Bemerkung fordert er Bahar auf, ihren Hijab zu tragen. Bahar stöhnt demonstrativ auf und zieht ein Tuch über ihre pechschwarzen Locken, den viel zu transparenten Brautschleier. Einen solchen pinken Wagen fahre in ganz Isfahan nur er, rechtfertigt sich der Fahrer. Die Polizei könne ihn also mühelos identifizieren. Dann drohen Geldstrafen, Führerscheinentzug, Beschlagnahmung des Autos. Oder noch schlimmer, fanatische Basidschi, die Freiwilligenmiliz der iranischen Revolutionsgarden, demolieren das Fahrzeug.
Zwei Wochen zuvor ist die kurdische Iranerin Mahsa Amini in einem Teheraner Krankenhaus verstorben, nachdem sie in den Händen der Sittenpolizei gewesen war. Man hatte sie verhaftet und geschlagen wegen ihres «unangemessen getragenen Hijabs», der das Haar iranischer Frauen seit der islamischen Revolution verdecken soll.
Von den Aufständen, die sich daraufhin im ganzen Land gegen die Sittengesetze entluden und bei denen Frauen in aller Öffentlichkeit ihre Hijabs verbrannten, haben wir bisher wenig bemerkt. Das liegt wohl auch daran, dass Hunderte vermummte Sicherheitskräfte im Zentrum der Millionenstadt in Zentraliran patrouillieren, mit Schlagstöcken, Tränengasgranaten, Elektroschockern, Pistolen bewaffnet.
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